Martin-Luther-Kirche Steinmark

Die Geschichte der Martin-Luther-Kirche Steinmark

Steinmark oder Steinberg, wie es früher hieß, gehörte wahrscheinlich seit seiner Gründung zur Kirchengemeinde Esselbach. Dies kann aber erst seit 1490 nachgewiesen werden. Steinmarker heirateten in die benachbarten Gemeinden Esselbach, Oberndorf und Bischbrunn und hatten enge Verbindung mit diesen Gemeinden. Selbst als 1543 die Reformation in der Grafschaft Wertheim eingeführt wurde, zu der Steinmark zum damaligen Zeitpunkt gehörte, blieb Steinmark beim alten katholischen Glauben. Erst als der Fürstbischof von Würzburg, Julius Echter um 1600 die sog. Gegenreformation einleitete, sollte sich das ändern. Die Gemeinde Röttbach, die zwischen den beiden evangelischen Grafschaftsorten Michelrieth und Kreuzwertheim liegt gehörte zum Bistum Mainz, war aber an die Grafen von Wertheim verpfändet und musste deshalb in die evangelische Kirche in Kreuzwertheim. Mainz verfügte aber, dass seine Röttbacher wieder katholisch werden, was auch geschah. Daraufhin kam die Anweisung des Wertheimer Grafen Wolf Ernst zu Löwenstein, dass Steinmark dann aber evangelisch werden muss. Dies geschah dann auch am 21 Februar 1617. So kam es, dass die Steinmarker seitdem in Michelrieth ( ca 10 km Fußweg) oder, als die Pfarrstellen in Michelrieth nicht besetzt, war sogar in Kreuzwertheim (ca. 19 km Fußweg) den Gottesdienst besuchen mussten.

Die Chronik berichtet, dass noch bis 1806, also über 180 Jahre, die Kirchenstühle für die Steinmarker in der katholischen Kirche Esselbach freigehalten wurden, in der Hoffnung auf ihre "Rückkehr”. So gehörte dann Steinmark zu der evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Michelrieth. In Michelrieth stand bis weit ins 19. Jahrhundert das einzige Kirchengebäude der Grafschaftsorte: Michelrieth, Altfeld, Steinmark, Oberwittbach, Kredenbach und Glasofen. In manchen Grafschaftsorten, so auch in Steinmark, wurde 14-tägig Gottesdienste in Gemeinderäumen abgehalten. Diese fanden im früheren Brechhaus, dem sogenannten „Heim“ statt. 

Traum einer eigenen Kirche

Schon 1893 wurde deshalb in Steinmark ein Kirchenbauverein gegründet, der es sich zur Aufgabe machte "Geldmittel zu sammeln um in absehbarer Zeit in dem Ort eine Kirche bauen zu können." Jedoch die Steinmarker mussten noch lange darauf warten, denn durch die Wirren der beiden Weltkriege wurde dieses Vorhaben zunichte gemacht. So sind aus den ca. 18000 Mark die bis 1923 durch Mitgliedsbeiträge, Sammlungen und Spenden zusammen- gekommen sind nach dem 2. Weltkrieg nur noch 788,71 DM geblieben. Es gab jedoch Männer mit einer Vision und entsprechendem Gottvertrauen, die zu diesem Zeitpunkt einen Kirchenbau voran- trieben. So wurde am 20. Februar 1952 in einer Gemeinde- versammlung mit ca. 90% der Stimmen entschieden, dass eine Kirche gebaut werden soll. Als Bauplatz war das Grundstück unterhalb der Ortsstraße neben der Spiritusbrennerei vorgesehen. Dies wurde jedoch vom Landratsamt Marktheidenfeld mit Schreiben vom 9.Mai 1952 abgelehnt. So wurde der jetzige Bauplatz am Ackerpfad festgelegt. Am 6. März 1952 beschloss der Gemeinderat von Steinmark, dass die politische Gemeinde das Bauvorhaben finanziert. Die Baukosten wurden mit 76000 DM veranschlagt, wovon ca. 25000 DM durch Eigenleistungen gedeckt werden sollten. Die Planungen wurden durch den Architekten Lindenberger aus Aschaffenburg ausgeführt und mit der Ausführung wurde das Bauunternehmen Adam Fertig aus Steinmark beauftragt.
 
Der Kirchenbau

Der 1. Bürgermeister Lorenz Reidelbach wurde wegen Wohnungswechsels nach Würzburg am 30. Nov. 1951 vom Gemeinderat von seinen Amtspflichten beurlaubt. Am 1. Dez. 1951 wurden dem 2. Bürgermeister Zacharias Hildenbrandt diese Amtsgeschäfte übertragen. Er war zu dieser Zeit mit Kaspar Emmerich, Hs.-Nr. 26, zusammen Kirchenvorstandsmitglied von Steinmark in der Kirchengemeinde Michelrieth. Durch diese Gegebenheit nutzten Zacharias Hildenbrandt und Pfarrer Hubel die Gunst der Stunde, den Kirchenbau aufs neue aufzugreifen.
So wurde am 20. Febr. 1952 eine Gemeindeversammlung einberufen zu der 60 Gemeindebürger erschienen. Zu der Zeit gab es in Steinmark ca. 100 Haushalte. Es wurde über den Kirchenbau abgestimmt und 90 % waren dafür. War es nicht Fügung Gottes, daß zu dieser Zeit Zacharias Hildenbrand die Amtsgeschäfte der Gemeinde übernahm? Da hatte Gott seine Hand im Spiel!
Am 6. März 1952 beschloss der Gemeinderat von Steinmark, die Übernahme der Finanzierung des Kirchenbaus durch die politische Gemeinde. Im März 1952 waren auch Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen. Dabei wurde Emil Väth, der Stiefsohn von Zacharias Hildenbrandt zum 1. Bürgermeister gewählt. Somit hatten Zacharias Hildenbrandt und seine Ehefrau Elisabeth, die beide gut kirchlich waren, immer noch einen gewissen Einfluss auf dieses Bauvorhaben. Die Planungen wurden auf Wunsch von Dekan Kaessler am 29. April 1952 dem Architekten Lindenberg aus Aschaffenburg übertragen. Es wurden 2 Standorte für den Kirchenbau vorgeschlagen:

1 .Der Platz unterhalb der Hauptstraße (jetzt Lindenstraße) auf dem jetzt das Haus von Manfred Kern steht.

2. Der Platz neben dem Gemeindehaus am Ackerpfad, dem jetzigen Standort der  Kirche.

Am 29. April 1952 wurde der erste Platz von der Ortsplanungsstelle für Unterfranken in Würzburg abgelehnt. So blieb nur der 2. Platz. Dieser war Eigentum mehrerer Besitzer. Deshalb mussten Übergabeverhandlungen geführt werden. Da es sich um Teilflächen handelte, musste die Fläche für die Kirche neu vermessen werden. Dies konnte aber erst nach der Getreideernte 1952 geschehen. Am 26. Mai 1954 wurde die Übergabe der Teilflächen „vorbehaltlich geometrischer Vermessung“ notariell beurkundet. 3 Besitzer gaben Ihre Fläche als Schenkung ab und jeweils 1 Eigentümer zu einem Preis von 1,-- DM bzw. 1,50 DM pro Quadratmeter. Am 18. Juli 1956 wurde die Vermessung von allen Beteiligten notarisch angenommen.

Die Planung wurde am 29. April 1952 in Angriff genommen. Da aber eine Kirche ein denkmalgeschütztes Bauwerk ist, hatten viele Behörden, wie Ortsplanungsstelle, Kulturaufsichtsbehörde Landeskirchenrat und Landratsamt, Einfluß auf die Planung genommen. Dadurch wurde diese erschwert und hinausgezögert.

Am 2. Febr. 1953 beschloss der Gemeinderat, dass Steine im Steinbruch von Peter Emmerich, Hausnr. 18½, in den Hofäckern zum Preis von 4 DM pro cbm gebrochen werden sollten. Es wurden von den Maurern auch Steine in verschiedenen Waldabteilungen des Gemeindewaldes behauen und von den ortsansässigen Bauern zum Bauplatz gefahren.

Im März 1953 wurde eine Gemeindeversammlung abgehalten um über die Mithilfe und Leistungsbereitschaft der Bürger zu sprechen. Dabei erklärte ein Gegner des Kirchenbaues, dass er auch beim Ausgraben der Fundamente helfen wollte, wenn Herr Pfarrer Hubel dies auch täte. Dieser sagte zu!

Am 16. März 1953 wurde die baureife Planung dem Landratsamt Marktheidenfeld und der Regierung von Unterfranken zur Genehmigung vorgelegt. Diese erfolgte am 1. Juli 1953. Am gleichen Tag wurde mit dem Ausheben der Fundamente begonnen. Auch die beiden oben genannten Kontrahenten hielten Wort um miteinander zu graben. Herr Pfarrer Hubel kam noch mehrmals um mitzuhelfen und bezahlte auch Bier für die durstigen Kehlen. Das Graben der Fundamente wurde nach 10 Tagen abgeschlossen. Nun konnte Maurermeister Adam Fertig aus Steinmark, dem die Maurerarbeiten übertragen wurden, mit seinen Leuten anfangen. Die Außenmauern wurden außen mit rotem Sandstein errichtet und innen mit roten Ziegelsteinen aus der Ziegelei in Marktheidenfeld dagegen gemauert.
 
Abschrift
Grundsteinlegung 2. August 1953

Feierfolge 
1. Feierlicher Zug zum Bauplatz von der Schule aus Trompete: 
Lobet den Herren (Dieter Göldner)
2. Gemeindegesang: Lied 15,1–3 O,daß ich tausend Zungen hätte
3. Geistlicher: (Am Altar) Gebet, Ansprache
4. Gemeindegesang: Lied 15 Vers 9
5. Geistlicher: Schriftlesung
6. Chorgesang: Herr, deine Güte ...
7. Geistlicher : (am Grundstein) Vorlesung der Grundsteinurkunde und Angabe der beigelegten Zeitdokumente. Verlötung und Einmauerung, dabei das Lied 25 Ach, bleib mit deiner Gnade
8. Hammerschläge:
a. Dekan bzw. Senior, Chorgesang: Danket dem Herrn
b. übrige Hammerschläge: Pastor, Geistliche, Landrat, Bürgermeister, Kreisbaumeister, 36F, Lehrer, Gemeinderatsstellvertreter *), Kirchenvorstand, Bürgermeister-Stellvertreter, Kirchenvorsteher der Grafschaft, Hasloch und Kreuzwertehim, Handwerker
9. Gemeinsames Vaterunser und Gebet

10. Gemeindegesang: Lied 5, 1 – 3 Nun danket alle Gott
11. Segen
 
(Abschrift genommen von Hauptlehrer M. Göldner am 14. Juli 1960)
 
*)Valentin Albert Haus Nr. 49. Spruch: O, Land, Land, Land, höre des Herrn Wort

Hauptlehrer GöldnerPfarrer RiegerBürgermeister Emil VäthPfarrer Hubel und Schmiedemeister Peter Hildenbrand verlöten den Urkundenbehälter, der im Grundstein eingemauert ist.KirchenbauKirchenbau